Frauen verdienen 22 Prozent weniger als Männer. Warum ist das so?

Am 22. März 2014 wurde dieses Jahr der Equal Pay Day begangen. Einfach deshalb, weil Frauen durchschnittlich 22 Prozent weniger Stundenlohn erhalten als Männer und sozusagen bis zum 21. März umsonst arbeiten um ab diesem Zeitpunkt genauso viel zu erhalten wie ihre männlichen Kollegen. In den Medien wurde auch dieses Jahr viel darüber berichtet. Empörung über diese Ungerechtigkeit machte sich breit.

Ich frage mich – warum ist das so? Und kann denn das überhaupt stimmen?

Ich bin selbst Geschäftsführer einer mittelständischen Firma in Berlin mit ca. 40 Mitarbeitern. Wir haben Verkäuferinnen und Verkäufer. Filialleiter und Filialleiterinnen. Bei uns arbeiten männlicher Lagerarbeiter und weibliche Lagerarbeiterinnen zusammen und auch im mittleren Management haben wir Frauen und Männer in verantwortungsvollen Positionen. Unsere männlichen Lagerarbeiter erhalten den gleichen Stundenlohn wie unsere weiblichen Lagerarbeiterinnen. Genauso ist es bei den Verkäufern, Filialleitern, selbst im mittleren Management, im Kundendienst – überall wird in unserer Firma Arbeit mit vergleichbarer Verantwortung gleich bezahlt. Das Geschlecht hat überhaupt keinen Einfluss auf den Bruttobetrag auf dem Lohnzettel.

Aber auch in unserer Firma schneiden bei der Statistik des Equal Pay Days die Männer durchschnittlich etwas besser ab, als die Frauen. Und das Beispiel zeigt, warum das in Deutschland generell so ist. Die beiden Geschäftsführer sind Männer. Das ist so. Und mein Geschäftspartner, Friedbert und ich, wir haben auch vor in nächster Zeit an unserem Geschlecht nichts ändern zu wollen. Auch ist von uns keiner bereit seinen 50-Prozent-Anteil – damit es dann quotengerechter ist – an eine Frau zu verkaufen.

Ich denke hier liegt der Schlüssel des Problems. Es gibt unter den Firmengründern einfach deutlich mehr Männer als Frauen. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass Frauen anders Firmen gründen als Männer. Frauen gründen meist in Teilzeit, um Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen, während Männer meistens sich voll und ganz ihrer Firma widmen können. Der Anteil der weiblichen Selbständigen stieg in Deutschland von 27 Prozent (1996) auf 41Prozent (2008) (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Eine weitere Ursache ist immer noch, dass Frauen niedrigere Ziele stecken. Oft unterbricht die Mutterschaft den Karriereweg und Frauen wählen dann oft einen Karriereweg, der nicht mit Ellbogeneinsatz verteidigt werden muss.

Interessant ist auch die Quote bei verschiedenen Berufsgruppen. Die Top-5-Frauenberufe sind (Quelle: Wikipedia/Stand 2010):

  1. Zahnmedizinische Fachangestellte – Frauenanteil: 99,3
  2. Medizinische Fachangestellte – 98,8 %
  3. Rechtsanwaltsfachangestellte – 95,9 %
  4. Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk – 92,2 %
  5. Friseur – 89,8 %

Am unteren Ende der Liste, also die typischen Männerberufe sind:

  1. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – 0,8 % Frauenanteil
  2. Metallbauer – 1,1 %
  3. Elektroniker – 1,3 %
  4. Kraftfahrzeugmechatroniker – 2,8 %
  5. Zerspanungsmechaniker – 3,8 %

Die Ursachen für unterschiedliche Bezahlung liegt also nicht daran, dass Frauen weniger Geld erhalten, weil sie Frauen sind. Die Ursachen liegen darin, dass Frauen oft Teilzeitjobs annehmen, bei der Berufswahl die Verdienstmöglichkeiten nicht so hoch priorisieren wie Männer und dass leider immer noch weniger Frauen Firmen gründen als Männer.

Was ist die Lösung des Problems?

Als Liberaler setze ich so an, dass jede Frau und jeder Mann selbst es in der Hand haben sollte, welchen Beruf er wählen möchte. Jeder soll selbst entscheiden welche Gehaltswünsche bei Vorstellungsgesprächen in die Verhandlung eingebracht werden. Es soll jedem überlassen sein, ob man lieber angestellt oder selbst eine Firma gründen will. Auch die Entscheidung ob Familie oder Beruf wichtiger ist, sollte jeder Bürger selbst entscheiden. Dazu brauchen wir keinen eingreifenden Staat.

Den linken Ansatz, dass Firmen sich bürokratisch erklären müssen, warum welcher Mitarbeiter welches Gehalt bekommt, ist eine Last, die man Firmen nicht auch noch aufbürden darf.

Der Equal Pay Day verkürzt das Problem auf eine Prozentzahl. Das Problem ist komplexer. Und würde man einen realistischeren Vergleich machen – also gleiche Berufsgruppen nach den geschlechtsspezifischen Bruttogehältern zu vergleichen, dann käme ein Unterschied heraus, nachdem man den Equal Pay Day in der ersten oder zweiten Januarwoche stattfinden lassen müsste. Aber dann würde das Thema niemanden interessieren.

 

Daniel Orth

Seit dem Jahr 2000 lebe ich in Berlin. 2003 Firmengründung TONERDUMPING. Oktober 2010 Eintritt in die FDP Berlin Charlottenburg-West. Seit Ende 2011 Mitglied in der FDP Berlin Lichterfelde-Lankwitz. Seit 2012 Mitglied des Ortsverband-Vorstandes Lichterfelde-Lankwitz und Delegierter des Bezirksausschusses Steglitz-Zehlendorf. Verheiratet, Vater von 2 Kindern.