Unternehmensgründung anno 2015 – 14 Wochen im Dickicht
Wir haben es getan – mein Bruder und ich hatten in vielen geschwisterlichen Gesprächen schon diverseste Geschäftsideen, die die Welt retten oder auch nur ein kleines Problem des Alltags lindern sollten. Es fehlte jedoch immer ein Vehikel, diese umzusetzen. Die Entscheidung, gemeinsam eine UG, also eine Art Mini-GmbH zu gründen, war geboren.
Eigentlich keine große Sache, dachten wir. Da lagen wir ziemlich falsch.
Ruhe vor dem Sturm: Die Vorbereitung.
- Die Recherche: Leider haben wir keine Quelle ausfindig machen können, die einen kompletten Ablauf einer Gründung in im Idealfall vertrauenswürdiger Form zeigt. Im Folgenden haben wir bis zum Abschluss jeweils das getan, was uns am naheliegendsten erschien.
- Der Notar: In Berlin kein Problem, einen zu finden.
- Der Name: Das Notariat gibt uns den Tipp, bei der IHK anzurufen. Dort sagt man uns, die Namensverfügbarkeit könnten wir über die Website prüfen. Man solle nur eine 6-stellige Nummer in das Suchfeld eingeben (???). Aber die Seite war super.
Soweit, so einfach. Der Notartermin selbst ging schnell, nach 20 Minuten war alles gemacht.
Spieler 1 betritt das Feld: Die Bank.
- Die Kontoeröffnung: Am Tag des Notartermins rufen wir bei der (filiallosen) Bank an, ein paar Tage später sind die Unterlagen da. Wir unterschreiben alles und reichen einen Gesellschaftervertrag ein.
- Und warten.
Ablenkung durch Spieler 2: Das Finanzamt.
- Der Fragebogen: Kalt erwischt uns der 8-seitige Fragebogen des Finanzamts. Zwar ist unsere Unternehmung eher einfach (keine Vermögensgegenstände, keine Angestellten), nichtsdestotrotz wird u.a. eine Umsatz- und Gewinnplanung verlangt (bei der wir keine Idee hatten, inwieweit diese Angabe irgendeine Auswirkung haben würde).
- Die Eröffnungsbilanz: Zusätzlich wird eine Eröffnungsbilanz verlangt. Eine Recherche im Netz ergibt keine Hinweise, wie sie konkret auszusehen hat. Zu unserem Glück kann ich auf ein BWL-Studium zurückblicken – das endlich einen praktischen Nutzen hatte.
Die Zeit des Passierscheins A38 beginnt.
- Die Kontoeröffnung: Die Bank meldet uns eine Kontoeröffnung. Wir überweisen das Stammkapital.
- Der erste Kontoauszug: Diesen fotografieren wir und schicken ihn an den Notar. Und warten parallel auf unsere Zugangsdaten für das Online Banking.
- Das Handelsregister: Der Notar stößt die Eintragung an. Das meldet sich zügig bei uns und verlangt 150 EUR.
Da wir die 150 EUR gerne über das Firmenkonto zahlen möchten, warten wir auf die Zugangsdaten. Als die nach einer Weile nicht kommen fragen wir nach. Und die Bank sagt uns, wir müssten das privat bezahlen. Erst das Geld, dann die Eintragung und vor Eintragung keine Zugangsdaten. Also tun wir wie angewiesen. Den Nachweis der Eintragung schicken wir umgehend an die Bank – Kontozugangsdaten zu erhalten war zu verlockend. Und weil wir es nicht besser wissen, auch vorsorglich an den Notar. Und an das Finanzamt, das wollte den Nachweis auch haben, musste aber bis dato vertröstet werden. Eher beiläufig finden wir heraus, dass wir uns noch bei einem anderen Amt anmelden müssen.
Der Endgegner: Das Gewerbeamt.
- Unser größte Fehler: Nutzung der Online-Anmeldung. Das Portal der Stadt Berlin sieht erst einmal ganz ok aus, die benötigten Dokumente sind schnell hochgeladen, eine Servicegebühr überwiesen.
- Uns leuchten bei allen Punkten grüne Haken entgegen. Und das für ca. 2 Wochen. Wir fragen nach: Obwohl eine Korrespondenznummer bei der Überweisung angegeben war, konnte die Zahlung nicht zugeordnet werden. Etwas belehrend werden wir darüber informiert, einen Zahlungsnachweis nachzureichen. Machen wir gerne.
- Was passiert? Nichts. Nach wiederum einiger Zeit fragen wir nach. Und tatsächlich: Nur wenige Stunden später haben wir einen Gewerbeschein.
Gründen in Deutschland 2015 – 14 Wochen hat es bei uns gedauert. Vielleicht haben wir an der einen oder anderen Stelle etwas zu lange gewartet, bis wir nachgefragt haben. Aber eigentlich wollten wir gar kein Studium in Verwaltungswissenschaften machen, sondern Apps programmieren.
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